Dr. Tonninger-Bahadori in den Medien

Erfahrungen und Expertisen

Der Darmkrebs wird „jünger“

Das Dickdarmkarzinom ist kein echter „Alterskrebs“ mehr! In Österreich wie auch in anderen westlichen Industrienationen erkranken immer mehr Menschen schon vor dem 50. Lebensjahr. Die Zahl der jüngeren Betroffenen hat sich etwa in den USA innerhalb von 20 Jahren nahezu verdoppelt.

Dafür sinken die Neuerkrankungen in der Altersgruppe 50 plus leicht, wie die Wiener Chirurgin und Vorsorgespezialistin OA Dr. Katayoun Tonninger-Bahadori bestätigt. Sie regt daher an, dass die Kosten für eine Vorsorge- Darmspiegelung (Koloskopie) bereits ab 45 Jahren von den Kassen übernommen werden.
Derzeit nützt leider nur jeder siebende Österreicher über 50 Jahre diese Gratis-Kassenleistung. Dr. Tonninger-Bahadori: „Dabei sind Vorbehalte wie Angst vor Schmerzen längst unbegründet! In Wien haben wir erreicht, dass die Gebietskasse seit über einem Jahr auch eine Kurzzeitnarkose bezahlt.“
Die mit Kassenpraxis in Floridsdorf niedergelassene Ärztin setzt sich im Team mit anderen Medizinern schon länger dafür ein, den Patienten den Zugang zu einer schmerzfreien Vorsorge-Koloskopie zu erleichtern.
Dr. med.Wolfgang Exel
Krone - Gesund Aktuell

Morbus Basedow: OP notwendig?

Frage : Ich leide an einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Muss ich unbedingt operiert werden?

Antwort: Das Ziel der Morbus-Basedow-Behandlung ist, die übermäßige Hormonproduktion der Schilddrüse zu stoppen. lst eine medikamentöse Therapie erfolglos, ist die Entfernung der Schilddrüse die nächste Wahl. Dabei wird aus einem kleinen Schnitt in der Halsfalte die gesamte Schilddrüse entfernt. Eine vollständige Entfernung des Schilddrüsengewebes ist entscheidend. Der Spitalaufenthalt beträgt meist zwei bis dreiTage. Danach wird eine Hormonsubstitution eingeleitet. Die Patienten empfinden häufig nach der 0peration wieder innere Ruhe und Gleichgewicht. Auch ein Fortschreiten der damit einhergehenden Augen(rankheit kann mit einer 0peration verhindert werden. ln der Hand eines erfahrenen Schilddrüsenchirurgen ist die Entfernung der Schilddrüse ein sehr sicheres und erfolgreiches Verfahren.

Originaltext: Gesund & Fit
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Schilddrüsenknoten - Wann ist OP Muss

Frage: Meine zwei Knoten in der Schilddrüse sollen operiert werden. Muss das unbedingt sein? Ich möchte keine Narbe haben.

Antwort: lch kenne lhre genauen Befunde zwar nicht, gehe aber davon aus, dass die Empfehlung lhres Arztes berechtigt ist. Generell müssen kleine, gutartige Knoten bis 1 cm Durchmesser bei normalem Blutbefund nicht operiert, sondern nur beobachtet werden. Unumgänglich ist ein operativer Eingriff aber, wenn die Voruntersuchungen einen Krebsverdacht ergeben oder eine mit Tabletten nicht beherrschbare Schilddrüsen-Überfunktion vorliegt. ln diesen Fällen ist der direkte Zugangsweg durch eine Halsfalte am wenigsten belastend, Aus langjähriger Erfahrung kann ich versichern, dass die kleine Narbe in der Halsfalte, bei behutsamer Schnittführung, nach spätestens einem Jahr verblasst ist und nicht mehr auffällt. Was bei Schilddrüsen-OPs wirklich zählt, ist, dass man genügend krankhaftes Gewebe entfernt und gleichzeitig den Stimmbandnerv unangetastet lässt. Dies ist in vielen Spitälern durch das Neuromonitoring möglich.

Originaltext: Gesund & Fit
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Schilddrüse & Operation

Wenn keine andere Behandlung dieses Organes möglich ist, helfen chirurgische Eingriffemit neuen, schonenden Techniken

Die meisten Erkrankungen der Schilddrüse sind heute mit Medikamenten heilbar. Einige nicht, da muss nach wie vor operiert werden. Nuklearmediziner und Internist Prof. Dr. Alois Kroiss erklärt,
in welchen Fällen ein chirurgischer Eingriff notwendig bleibt:
„Unverzichtbar ist eine Operation bei Verdacht auf Krebs. Hinweis darauf ist schnelles Wachstum eines Knotens. In der Vorgeschichte
findet man oft ein Schilddrüsenkarzinom in der Familie, chronische Heiserkeit und Bestrahlungen im Halsbereich. Beweisend sind typische Anzeichen von Bösartigkeit im Ultraschall und entartete
Zellen, die man mittels ultraschallgezielter Feinnadelpunktion findet.

Therapieentscheidung nur für den Einzelfall

Bei einer Überfunktion dieses Hormonorganes (Symptome sind Nervosität, Schwitzen, rascher Herzschlag, Gewichtsverlust, Schlafstörungen) wird der Ursache genau nachgegangen. Ein sogenannter
,Heißer Knoten‘ kann operativ oder durch Radiojodtherapie behandelt werden. Die Entscheidung ist nur für den Einzelfall zu treffen. Bei Morbus Basedow (Immunhyperthyreose) ist die Schilddrüse meistens
vergrößert, im Laborbefund zeigen sich die Hormone T3 und T4 erhöht, der TSHWert erniedrigt, die Antikörper sind deutlich vermehrt. Therapie der Wahl sind in der Anfangsphase Medikamente, welche die
Aktivität der Drüse bremsen. Wenn nach zwei Jahren noch keine Normalisierung der Funktion eingetreten ist, wird man eine komplette Entfernung des Organes oder eine entsprechende Radiojodtherapie
vorsehen.
Bei gutartig vergrößerter Schilddrüse (Struma) kann eine operative Verkleinerung notwendig werden. Dann nämlich, wenn benachbarte Organe durch Größe und Verdrängung gestört sind. Seit Neuestem
kann fallweise auch durch Hochfrequenz-Wärmeablation geschrumpft werden.“

Eingriffe heute mit Minimalrisiko

Knapp 10.000 Patienten pro Jahr müssen sich in Österreich doch einer Operation unterziehen. Dr. Katayoun Tonninger-Bahadori, Chirurgin und Schilddrüsen-Spezialistin, erklärt, wie dieser Eingriff gegenüber
vor 30 Jahren bereits schonend, risikoarm und fast ohne sichtbare Narbe durchgeführt werden kann. „Fragen, die besonders häufig an mich gestellt werden: ‘Werde ich nach der OP wieder gut bei Stimme sein?‘
und ‘Wie auffällig wird die Narbe am Hals sein?‘ Vor drei Jahrzehnten waren diese Bedenken verständlich. Heute sind spezialisierte Chirurgen längst in der Lage, sowohl Heiserkeit (bei Verletzung des zarten
Stimmbandnervs) als auch optische Beeinträchtigung auf ein minimales Risiko zu reduzieren. In der modernen Chirurgie wird ein direkter Zugang am Hals bevorzugt. Umwege mit Zugang zur Schilddrüse über Achselhöhle
oder Brust bedeuten nur einen unnötig langen Weg bis zum Operationsgebiet. Und ganz ohne Narben geht es auch nicht ab . . . “

Bösartige Tumoren vollständig entfernt

Dr. Tonninger weiter: „Was etwa bei Krebs vorrangig zählt, ist die vollständige Entfernung des Tumors. Den besten Einblick gibt dabei der direkte Zugang durch eine Hautfalte am Hals. Intraoperatives Neuromonitoring gewährleistet
größtmögliche Schonung des Stimmbandnervs – er wird ständig akus-tisch und visuell kontrolliert. Der Chirurg kann sofort reagieren, wenn er in die Nähe des Nervs gelangt. Zusätzlich helfen hochpräzise OP-Instrumente.
Damit können wir direkt von einer Hautfalte weg unblutig arbeiten, ohne mit den sensiblen Nerven in Berührung zu kommen. Die Vorteile für die Patienten sind enorm: Viele können am selben Tag wieder essen und haben nur
vorübergehend eine leichte Schwellung am Hals. Zur Nachbehandlung können die Operierten beitragen, indem sie regelmäßig spezielle Narbensalben oder ein Silikongel sanft einmassieren und in den ersten
Monaten direkte Sonnen-bestrahlung vermeiden. Nach 10 bis 12 Monaten ist die in eine Hautfalte gelegte Narbe meistens so verblasst, dass sie überhaupt nichtmehr auffällt.“

Redaktion:
Dr. med.Wolfgang Exel

Meine Fit-Tipps

STRESSFREI
Dr. Katayoun Tonninger-Bahadori lebt dank cleverer Tagesplanung ein relativ stressfreies Leben. Wird’s doch mal stressig, geht’s ab in den Urlaub. Ihre Tipps!

START IN DEN TAG
Mein Arbeitstag beginnt mit einem gemeinsamen Kaffee mit meinem Mann, den wir in einer nahen Bäckerei zu uns nehmen. Diese halbe Stunde ist mein Luxus und gibt mir sehr viel Kraft für den Rest des Tages. Die Fahrt in meine Ordination oder zum Operieren ins Spital nutze ich zum Durchatmen und gehe im Kopf meinen Tagesablauf durch. Meine Termine versuche ich realistisch einzuteilen, daher komme ich meist relativ stressfrei durch den Tag und habe ausreichend Zeit für meine Patienten.

ERNÄHRUNG
Eine ausgewogene Ernährung ist mir wichtig – dabei ernähre ich mich vorwiegend von saisonalen und regionalen Produkten. Da mir das persönliche Einkaufen aufgrund meines Tagesablaufs eher schwerfällt, bekomme ich einmal in der Woche ein Körbchen von „Herzlichst, Anna“. Die Rezepte kommen von meiner Schwiegermutter, der großartigsten Hobby-Köchin der Welt. Ich gehe aber auch gerne essen und genieße oft ein Stück Schokolade.

SPORT
Unter der Woche fällt es mir – ehrlich gesagt – eher schwer, mich zum Sport aufzuraffen. Da hat einen der Alltag ohnehin fest im Griff und es ist schwer, neben all den Tätigkeiten auch noch Zeit für sportliche Betätigung zu finden. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben: Am Wochenende holt mich dann meist der Drang nach Bewegung ein.
Am liebsten bin ich mit Freunden im Freien – dabei fällt es mir auch am leichtesten, mich zu motivieren. Im Winter verlege ich den Ausdauersport ins Fitnesscenter. Was Sport anbelangt, gibt es für mich sicher noch viel Luft nach oben ... ;-)

ENTSPANNUNG
Ich entspanne mich am besten im Urlaub mit meinem Mann. Wir versuchen zwar immer wieder Neues zu entdecken, es gibt aber inzwischen Ritualurlaube mit und bei Freunden, die ich nicht missen möchte. Im Alltag entspanne ich beim Lesen eines guten Buches – ich bin ein echter Bücherwurm und liebe es, in Buchhandlungen in den Regalen zu stöbern.

LEBENSMOTTO & LIEBLINGSBUCH
Aufstehen, Krone richten, weitergehen – ich versuche, die Herausforderungen des Lebens rechtzeitig zu erkennen und vorauszuplanen. Und inzwischen bin ich immer weniger erstaunt, wenn es dann doch anders kommt! Ich nehme fast alles mit Humor, gehe auch mal kurz auf Abstand, ehe es auch schon wieder weitergeht.
Mein Buchtipp: Als Krimi-Fan lese ich derzeit Durst von Jo Nesbø.

ZUR PERSON
Dr. Katayoun Tonninger-Bahadori ist Fachärztin für Chirurgie mit Spezialisierung auf Erkrankungen und Operationen der Schilddrüse. Durch ihre langjährige Tätigkeit als Oberärztin im Kaiserin-Elisabeth-Spital hat sie große Erfahrung in der Schilddrüsenchirurgie.
Sie leitete die chirurgische Schilddrüsenambulanz im Donauspital. Seit 2016 führt sie eine chirurgische Praxis in 1210 Wien.

Originaltext: Gesund & Fit
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Muss die Eradikations-Therapie verbessert werden?

1989 entdeckten Barry Marshall und John Robin Warren die Eradikation des H. pylori mit Wismut und Antibiotika, 1994 verbesserten deutsche Gastroenterologen das Schema für mehr Verträglichkeit. Heute sehen wir zunehmende Antibiotika-Resistenzen. Doch der Therapieerfolg könnte mit einem probiotischen Arzneimittel verbessert werden.

Wir werden mit Antibiotika überflutet

Die AGES warnt und publiziert den Resistenzanteil aller humanen Salmonella-Erstisolate als Beispiele.
Ein zunehmendes Problem sieht die AGES durch – vor allem aus dem Masthühner-Bereich stammende – mehrfach resistente Salmonella infantis-Isolate. Während der Anteil vor einigen Jahren noch bei 10% lag, wiesen 2016 nahezu 70% aller humanen Salmonella infantis-Isolate eine Mehrfachresistenz auf.
Im europäischen Vergleich zeigen sich, je nach der langjährigen Verschreibungs-Intensität, Unterschiede bei den Hp-Resistenzen. Clarithromycin erreicht in Österreich 37%, Levofloxacin auch besorgniserregende 23%.

Die Cochrane-Library postulierte 2016 in einem Review, dass in den Jahren 2002-2015 eine lineare Abnahme der Eradikationsraten stattfand. Bei der sequentiellen Therapie verschlechtern sich die Eradikationsraten pro Jahr um 1,72% und bei der Triple-Therapie pro Jahr um 0,9%. Extrapoliert man die Daten bis ins Jahr 2017, so muss man einen weiteren Abfall der Wirkung erwarten, der nur noch bei ungefähr 70% liegt. Verständlichwird, dass in den letzten Jahren in keiner einzigen Studie eine Eradikationsrate von über 90% erreicht wurde – die unter Barry Marshall noch Standard war. Dieses Dilemma verdanken wir höchstwahrscheinlich auch der Massentierhaltung, bei der häufig Antibiotika als „Leistungsverstärker“ eingesetzt werden.

Rätselhafte Pathogenese

Etwa die Hälfte aller Erdenbürger ist mit Hp infiziert. Über mögliche Vektoren wurde immer wieder spekuliert. Das „Busserl“ des Babys durch die Eltern oder tiefe Küsse bei Erwachsenen könnten in Frage kommen. Allerdings hat die Autorin mehrfach feststellen müssen, dass bei einem Ehepaar nur einer der Partner infiziert war. Verdächtigt werden auch die Schmeißfliegen, die zahllose Pathogene transportieren. An ihnen finden sich auch, aber nicht immer, Bakterien der Spezies Helicobacter pylori.
Wir wissen jedenfalls noch nicht genau, wie wir uns vor der Infektion mit Hp schützen können. Bislang steht auch noch keine Impfung zur Verfügung.
Die säure-empfindlichen Erreger nisten sich in der Schleimhaut ein und erhöhen den pH-Wert in unmittelbarer Umgebung durch eine Urease-katalysierte Produktion von Ammoniak und Kohlendioxid.
Es entsteht eine chronische Gastritis, die für die Mehrzahl der Patienten symptomfrei bleibt. Bei den anderen entwickeln sich eine peptische Ulcus-Krankheit oder Magen-Neoplasien. Die Hp-assoziierte Gastritis ist oft auch ein Co-Faktor für NSAR-induzierte Läsionen.
Bei symptomfreien Menschen muss man überlegen, ob eine Eradikation sinnvoll ist. Bei einer Familien-Anamnesemit einem Karzinom ist die Therapie zu empfehlen.

Die Eradikations-Schemata werden komplizierter

Nach der Entdeckung der Eradikations-Therapie wurden Konzepte angedacht, die auf eine Verbesserung der Verträglichkeit im Medikamenten-Mix abzielten. Die steigenden Resistenzen in den letzten Jahrzehnten führten zu Vorschlägen, wie man die Schemata durch MEHR und LÄNGER retten könnte. Quadrupel-Therapien mit und ohne Wismut und eine Therapiedauer von 14 Tagen sollten zumindest eine Eradikationsrate von 80% erreichen. Jeder praktisch tätige Arzt kann sich ausmalen, was dies für die Compliance der Patienten bedeutet.

Die Linzer Marktforscher von IMAS haben erhoben, wie viele Österreicher an einem vorgeschädigten Darm leiden: Blähungen, aufgeblähter Bauch, Bauchkrämpfe, Durchfall, Verstopfung, unkomplette Darmentleerung oder Darmgeräusche.
Die Darmempfindlichkeit der Erwachsenen ist wahrscheinlich auch eine Folge von Ernährungsfehlern in einer Industriegesellschaft. Bestandteile von Fertiggerichten werden am Weltmarkt möglichst preisgünstig gekauft und durch Geschmacksverstärker überdeckt. Die quantitative Ausdehnung der Eradikations-Schemata – mehr Antibiotika für längere Zeit – erhöht deshalb bei vielen Menschen die Nebenwirkungsrate, z.B. Durchfälle auf 20%-30% oder mehr.

Können Probiotika helfen?

Der Versuch, die Aggressivität der Eradikations-Schemata durch probiotische Arzneimittel zu dämpfen, ist naheliegend. Der Maastricht V-Florence Consensus Report stellt fest: „Certain probiotics may have a beneficial effect on H. pylori eradication.“ Die S2K-Leitlinie 2016 geht einen Schritt weiter: „Eine zusätzliche Probiotikagabe zu einer wirksamen H. pylori Therapie kann erfolgen, um die Verträglichkeit der Eradikations-Behandlung zu verbessern. […] Probiotika können neben einer Verminderung der H. pylori-Kolonisation die Nebenwirkungsrate der Eradikations-Therapie senken und dadurch die Compliance verbessern.“ Eine Meta-Analyse aus 45 Studien mit 6997 Patienten kam schon 2015 zu dem Schluss: „The use of probiotics plus standard therapy was associated with an increase in the H. pylori eradication rate, and a reduction in adverse events resulting from treatment in the general population.“

Allerdings ist die Eignung bei Laktobazillen von Stamm zu Stamm sehr unterschiedlich. Die Grafik zeigt unterschiedliche Wachstumshemmung von Helicobacter pylori – als Voraussetzung um Kandidaten für die Therapie zu finden:

Die wissenschaftlichen Daten zeigen bei Probiotika eine stark unterschiedliche Qualität. Nahrungsergänzungsmittel werden wie Lebensmittel nur vom Marktamt kontrolliert; es gibt nur wenige probiotische Arzneimittel, die für eine Therapie in Frage kommen.

Das Profil des L. casei rhamnosus

In Österreich ist der Lactobacillus casei rhamnosus (LCR 35) das am häufigsten verschriebene Arzneimittel unter den Milchsäurebakterien. Lange wurde der LCR 35 (Antibiophilus®) vor allem wegen seiner Sicherheit und Verträglichkeit geschätzt. In den letzten Jahren zeigten Studien, dass dieser Keim die Wirksamkeit vieler Antibiotika um durchschnittlich 21% erhöht. Der LCR 35 dürfte eine beachtenswerte antibakterielle Wirkung besitzen, wie eine in-vitro-Studie zeigt:

Erste klinische Daten

Der LCR 35 scheint ein geeigneter Kandidat zur Unterstützung der Hp-Eradikation zu sein. In drei niedergelassenen Praxen (Mariazell, Wien, Schladming) wurde deshalb eine Nicht-interventionelle Studie (NiS) mit insgesamt 112 Patienten durchgeführt. Diese Patienten mit klinisch relevanter und histologisch gesicherter Hp-Infektion wurden mit verschiedenen Schemata behandelt.
Sequential Standard Triple Therapie:
PPI, Amoxicillin, Levofloxacin, Metronidazol, Antibiophilus 1-2 Beutel.
Standard Triple Therapie:
PPI, Clarithomycin, Levofloxacin, Amoxicillin 2x1 g, Antibiophilus 2 Beutel.
Nach 7-14 Tagen erfolgte die Zwischenkontrolle für Compliance und UAWs. Nach 28 Tagen kam die Endkontrolle und ein Hp-Stuhl-Antigentest durch ein externes Labor.
Die Ergebnisse dieser Pilot-Study haben uns alle überrascht.

Diskussion

Eine NIS ist nur deskriptiv, noch ohne Vergleichsgruppe. Die Angaben zu Nebenwirkungen beruhen auf Angaben vom Patienten. Die Einschlussdiagnose und die Eradikationsraten fußen dagegen auf harten Daten eines externen Labors. Die Forderung der Cochrane Reviews und der S2K-Leitlinien wurden mit einem Erfolg über 90% erfüllt. Die von den Cochrane Reviews postulierte Nebenwirkungsrate von 20% wurde in der NIS klar unterschritten.
Die zusätzliche Gabe des LCR 35 bedeutet für Patienten kein zusätzliches Risiko. Die Therapiekosten erhöhen sich lediglich um weniger als € 1,- pro Tag.

Die Pilot-Studie legt nahe, Antibiophilus-Pulver (Beutel) als Add-On bei der Hp-Eradikationstherapie zu verordnen entsprechend der Fachinformation zur Behandlung der AAD und aktueller S2K-Richtlinien.

Originaltext: interview

Müssen wir die Eradikations-Therapie verbessern?

Diskussionsteilnehmer: Gastroenterologe Andreas Maieron, Infektiologe Christoph Steininger, Chirurgin Katayoun Tonninger-Bahadori

Maieron: Die Erfolge der Hp-Eradikationstherapie sinken seit Jahren – parallel mit den steigenden Antibiotika-Resistenzen. Diese Resistenzen sind länderspezifisch, deshalb sind die Ergebnisse aus Österreich besonders interessant. Wir fragen uns, wie sollen wir Helicobacter pylori diagnostizieren, wen sollen wir behandeln und wie sollen wir ihn behandeln? Professor Steininger hat österreichweit Prävalenzdaten zu den Resistenzen erhoben.

Steininger: Zur Kontrolle haben wir eine Studie gemacht, bei der 16 Zentren in ganz Österreich mitgearbeitet haben, um die Resistenzen innerhalb unseres Landes zu vergleichen. Ausgewertet wurden die Befunde von 2004 Studienteilnehmern. Weil Hp-Proben in Kulturen nur teilweise anzüchtbar sind, haben wir nur molekularbiologische Tests in einem Zentrallabor durchgeführt. 94% der gastroskopierten (positiven) Patienten waren in den Tests positiv in Antrum- und Corpus-Biopsien. Der Rest hatte nur in einem Teil des Magens einen positiven Testbefund.
Die Resistenzraten der Antibiotika waren zwischen Antrum und Corpus etwas unterschiedlich, weil viele Mischinfektionen aus resistenten und sensiblen Hp-Isolaten vorlagen. Frauen haben häufiger Clarithromycinresistente Stämme als Männer. Insgesamt haben wir eine Resistenzrate von 21% bei Helicobacter pylori Clarithromycin und 13% bei Chinolone. Clarithromycin überschreitet damit die Grenze der Maastricht-Empfehlungen.
Eine Triple-Therapie mit Clarithromycin sollte deshalb in Österreich nicht mehr Anwendung finden. Triple-Therapien funktionieren empirisch nicht mehr. C. Högenauer hat dazu auf internationale Daten verwiesen, nach denen die Erfolgsrate bei einer Triple-Therapie seit ein paar Jahren einbricht. In Österreich war die Zahl der Resistenzen in verschiedenen Bundesländern sehr ähnlich, ohne statistisch signifikantem Unterschied. Die Ergebnisse werden zur Zeit mit der Infektionsgesellschaft diskutiert, es wird Guidelines geben, die denen in Deutschland sehr ähnlich sind – nur eben auf Österreich angepasst.
Maieron: Eine vieldiskutierte Frage ist, wen sollten wir überhaupt eradizieren?
Steininger: Die Hälfte der Weltbevölkerung ist mit Hp infiziert, aber nur 10% haben Probleme, der Rest bleibt symptomfrei. Bisher ist man davon ausgegangen, dass man ganz streng die Therapie auswählt und nur Patienten mit Entzündungen eradiziert.
Maieron: Ist die Pathogenese wirklich kausal?
Steininger: Der Hp mag die Salzsäure nicht und schützt sich durch Urease, einem Säuremantel, mit dem er sich unter dem Schleim einnistet. Jeder Mensch, der mit Hp infiziert ist, hat seinen charakteristischen Hp-Stamm, einen Subtyp. Schon der Ötzi war infiziert, durch Wanderbewegungen wurde der Keim wahrscheinlich gleichmäßig über die Welt verteilt. Es gab eine lange Co-Evolution zwischen Hp und dem Menschen. Der Kausal-Zusammenhang zwischen Hp und der Infektion ist nachgewiesen; nach der Eradikation ist nämlich die Infektion reversibel.

Wir werden eine Quadrupel-Therapie empfehlen, weil in Österreich auch die Resistenzrate der Chinolone erheblich ist. Bismut wird wieder eine wichtige Option der Eradikationstherapie. Er potenziert die Wirkung von anderen Antibiotika. Mit Metronidazol hat es einen synergistischen Effekt. Bei den Guidelines wird berücksichtigt, dass wir jedenfalls versuchen sollten, schon bei der ersten Therapie erfolgreich zu eradizieren. Denn Resistenzen entwickeln sich andernfalls rasch und die Probleme werden erheblich. Für die Verlängerung der Therapie von 7 auf 14 Tage gibt es gute Daten. Wir sollten auch bedenken, dass PPI nicht gleich PPI ist und Wechselwirkungen z.B. mit Amoxicillin hat. Es ist wichtig, in welchem pH-Wert das Antibiotikum schwimmt. Die beste Wirksamkeit erreicht es bei einem neutralen pH. Der Metabolismus des PPI verläuft bei Europäern deutlich schneller als bei Asiaten.
Maieron: Werden heute PPIs zu häufig und zu leichtfertig verschrieben?
Steininger: Das Mikrobiom des Mundes, des Oropharynx, ist komplexer als das des Stuhls. Der Gehalt an Salzsäure im gesunden Magen führt dazu, dass die meisten Keime nach dem Schluckakt zerstört werden. Der Magen ist deshalb ein Wächter, der uns vor Infektionserregern schützt. Wenn wir PPIs verordnen, verändern wir diese Wächterfunktion mit dem pH-Wert und damit sehr wahrscheinlich auch das Mikrobiom des Darmes. Wenn der Magen keine Hp-Infektion hat, sieht man eine schöne Diversität an Keimen. Wenn der Hp dazukommt, dann überwuchert er alles.
Maieron: Immer wichtiger wird die Frage der Compliance. Sind täglich 14 oder 15 Tabletten und damit verbundene Nebenwirkungen den Menschen überhaupt noch zumutbar?
Tonninger-Bahadori: Wir müssen den Patienten erklären, warum sie über 10-14 Tage so viele Tabletten einnehmen sollen, ohne eine zu vergessen. Ich persönlich bevorzuge für eine bessere Compliance die sequentielle Therapie, PPI 2 x 1 + Amoxicillin 2 x 1g für die ersten 5 Tage. Danach gebe ich PPI + Levofloxacin 2 x 500mg (250mg) + Metronidazol 2 x 500 mg für weitere 5 Tage, natürlich nach einem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten. Mit einer kleinen Gruppe von niedergelassenen Ärzten haben wir jetzt eine Pilot-Study durchgeführt, bei der noch eine wesentliche Verbesserung eingebaut worden ist.
Maieron: Sie haben auch ein probiotisches Arzneimittel eingesetzt… ?
Tonninger-Bahadori: Es gibt bisher vage Empfehlungen, Probiotika bei der Eradikationstherapie einzusetzen, weil sie die Verträglichkeit der Antibiotika verbessern und damit deutlich die Compliance steigern. Die Compliance ist natürlich das Um und Auf der Eradikationstherapie. Deshalb gibt es in Meta-Analysen den Befund, dass Probiotika hilfreich und wirksam sind. Bedenken sollte man, dass Probiotika pharmakologisch nicht gleich sind. Deshalb müssen Wirkung und Verträglichkeit für jeden einzelnen Keim erst bewiesen werden.
Bei einer Meta-Analyse von über 6900 Patienten und sehr vielen verschiedenen Probiotika konnte gezeigt werden, dass mit einem Probiotikum durchschnittlich 83% Erfolg realisiert wurde, ohne einem Probiotikum nur 72%. Die Nebenwirkungen lagen mit einem Probiotikum bei 21% und ohne einem Probiotikum bei 36%. Also haben die Probiotika einen deutlich positiven Einfluss auf die Eradikation.

Maieron: Welches Probiotikum haben Sie für die Eradikation ausgewählt?
Tonninger-Bahadori: Die Literatur legt nahe, dass die Art „Lactobacillus casei“ dafür in Frage kommt. Vom Lactobacillus casei rhamnosus (LCR 35) zeigen in-vitro-Studien, dass er viele pathogene Erreger im Wachstum hemmt. Allerdings war unklar, ob dieser Effekt auch auf den Helicobacter pylori zutrifft.
Wir wollten an über 100 eradizierten Patienten sehen, ob dieses Probiotikum (Antibiophilus-Pulver 1-2 x am Tag) die antibiotische Wirkung bei der Eradikation deutlich verbessert.
Maieron: Welche Ergebnisse haben Sie in Ihrer Pilot-Study erreicht?
Tonninger-Bahadori: Wir waren vom Erfolg alle überrascht. Eine Eradikationsrate von über 90% haben wir schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen. Auch die gute Verträglichkeit kann man herzeigen. Die Zahl der Nebenwirkungen lag weit unter 20%.
Es ist natürlich auch denkbar, dass die gute Verträglichkeit die Compliance steigert und dadurch auch die Wirkung erhöht.
Wahrscheinlich ist aber, dass der Lactobacillus casei rhamnosus mit den Antibiotika interagiert, was neuere Publikationen nahelegen. Das probiotische Arzneimittel dürfte sowohl die Wirksamkeit der Eradikation erhöhen als auch die Nebenwirkungsrate senken. Definitiv lässt sich diese Hypothese nur in einer großen, randomisierten Studie klären.
Die Kosten des Probiotikums sind bei der Eradikations-Therapie unerheblich und liegen bei einem Euro pro Tag.

Originaltext: Rep_Arzt+Patient

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